Essen. So war das zweite BoostCamp.
Nach dem Auftakt in Schwerin, fand am vergangenen Samstag, dem 19. November, das zweite BoostCamp in Essen statt. Warum Essen? Im Frühjahr nächsten Jahres stehen in Nordrhein-Westfalen Landtagswahlen an. Mit aktuellen Umfragewerten von 9 Prozent stehen die Chancen der AfD auf den Einzug in ein weiteres Landesparlament nicht schlecht. Das bedeutet auch: Rechtspopulistische Parteien wie die AfD werden in den kommenden Wochen und Monaten bis zur Wahl noch gezielter und intensiver ihre Parolen verbreiten und Ängste vor „Überfremdung“, der „Lügenpresse“ und dem „Verlust der deutschen Kultur“ schüren. Dagegen wollen wir Impulse setzen, damit am Ende nicht die die am lautesten schreien die Oberhand behalten, sondern die demokratische Mehrheit.
Der Tagesworkshop begann mit einer Einführung von Kajo Wasserhövel, Vorsitzender des Artikel 1 e.V.: Warum und wofür machen wir das? Warum hat sich der gemeinnützige Verein gegründet? Dabei machte er mit Blick auf die jüngsten Erfolge von Rechtspopulisten in Amerika und die anstehenden Wahlen in Frankreich und Österreich auch auf die Dringlichkeit aufmerksam, sich jetzt zu engagieren und für die Grundwerte unseres Zusammenlebens einzutreten.
Im Anschluss daran erläuterte Johannes Karl von „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“ sehr anschaulich die Argumentationsmuster von Rechtspopulisten und welche Gegenstrategien entwickelt werden können, um Vorurteile zu entkräften. Der Fokus des Argumentationstrainings lag dabei auf praktischen Übungen im alltäglichen Umgang mit rechtspopulistischen Parolen. Wie kann ich Aussagen wie „Muslime sind doch alle Terroristen“ oder „Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg!“ konstruktiv widersprechen? Auf welche Weise kann ich was entgegensetzen? Dafür vermittelte Johannes Karl den Teilnehmenden praktisch argumentative Strategien und rhetorische Kniffe, den eigenen Standpunkt selbstbewusst zu vertreten, ohne seinen Gesprächspartner rhetorisch zu attackieren.
Der dritte Teil des Tagesworkshops umfasste ein Kampagnentraining. Hierfür konnten wir die Senior Campaignerin Wiebke Schröder von SumOfUs gewinnen. Nach einer kurzen Einführung in das Campaigner-Handwerk, ging das Training direkt in eine praktische Übungsphase. Die Teilnehmenden entwickelten in Kleingruppen eigene Kampagnen zu einem Thema, das ihnen besonders am Herzen liegt. Einige Teilnehmerinnen nutzten diese Trainingsphase auch, um unter professioneller Beratung ihre bereits angelaufenen Kampagnen zu optimieren. Die Ergebnisse der Session wurden am Ende in großer Runde präsentiert und zur Diskussion gestellt.
Das BoostCamp endete mit dem Wunsch der Teilnehmenden sich stärker untereinander zu vernetzen und sich in regelmäßigen „Stammtischen gegen Stammtischparolen“ über aktuelle Projekte auszutauschen und ggf. auch gemeinsam Neue zu starten.
Wir hoffen, wir konnten mit dem BoostCamp eine Initialzündung sein, die neben Mut auch das notwenige Handwerk liefert, sich künftig noch effektiver für die Werte unseres Zusammenlebens einzusetzen. Gerne stehen wir Euch bei konkreten Anliegen in Zukunft als Sparringspartner zur Seite.
Zum Schluss nochmal ein herzliches Dankeschön an die beiden großartigen Trainer Johannes Karl und Wiebke Schröder, an Günter Hinken von der Volkshochschule Essen für die Bereitstellung der tollen Räumlichkeiten, an Jeannette Gusko von CampaignBoostCamp Deutschland, mit der wir gemeinsam die BoostCamps auf die Beine stellen und natürlich an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmern – ihr wart klasse und jede Reise wert! Wir kommen gerne wieder.