Anfangen, weitermachen – Das erste BoostCamp in Schwerin

Am 4. September 2016 wählt Mecklenburg-Vorpommern einen neuen Landtag. Die aktuellen Umfragen sehen die AfD im Land bei 19% und weitere 4% der Stimmen könnten an die NPD gehen. Ein Potenzial, das zum Nachdenken und Handeln treibt. Artikel 1 – Initiative für Menschenwürde hat sich zur Aufgabe gemacht genau das zu tun und zwar konkret und zielstrebig, nicht abstrakt. Das erste BoostCamp des Vereins fand daher in Schwerin statt. In einem städtischen Jugendclub, dem Dr. K trafen sich am 15. und 16.7. engagierte Streiterinnen und Streiter, um gemeinsam zu überlegen, was zu tun sei, darunter Schülerinnen, Rentnerinnen und Rentner, Haupt- und Ehrenamtliche aus der Region.

Am Vorabend des Workshoptages lud die Friedrich-Ebert-Stiftung zu einem interaktiven Theaterstück unter dem Titel „Ist das Demokratie oder kann das weg? – Das Kreuz mit der Wahl“. In zugespitzten Szenen wurden dort aktuelle Probleme der repräsentativen Demokratie aufgeworfen, von der Forderung nach mehr Beteiligung, bis zu scheinbar ungleich verteilten Zugängen der Wählerinnen und Wähler zu ihren Repräsentanten. Die Zuschauenden konnten in die Szenen eingreifen und in ihrem Sinne verändern. Eine Möglichkeit, von der sie wohl auch im echten Leben zukünftig Gebrauch machen.

Die Workshops selber begannen mit der Darstellung einer demoskopischen Analyse der AfD Wählerschaft. Jana Faus, Vorsitzende des Vereins „Artikel 1- Initiative für Menschenwürde“ erläuterte die Beweggründe, die zu einem solchen Wahlverhalten führen und stellte sie zur Diskussion. Simone Rafael von der Amadeu Antonio Stiftung erläuterte Argumentationsmuster, auf die man immer wieder, insbesondere in den Sozialen Medien trifft. Das verdrehen und Umdeuten von Argumenten gehört ebenso zum Besteck des Rechtspopulismus in Deutschland, wie das wissentliche Verbreiten von Falschmeldungen. Ihr Rat zum Umgang damit: Prüfen der Meldungen, wo Zweifel bestehen und sachlich, geradlinig und sichtbar gegenhalten, wo eine Diskussion sinnvoll erscheint.

Sebastian Schütz von change.org zeigte den Teilnehmern, wie man mit geringen Mitteln sinnvolle und berechtigte Anliegen aufbereiten kann und ihnen Geltung verschafft. Für Kampagnen braucht es vor allen Dingen eine gute Idee und engagierte Mitstreiter. Die finanziellen Mittel sind nicht mehr entscheidend, da das Internet und der Computer einen gut gefüllten Werkzeugkasten bieten, den man nur richtig anwenden muss.

Mit Youssef Adlah sprach ein junger begabter Poetry Slammer und Initiator des i,Slam Wettbewerbs über Angst und Vorurteile. Anhand einer Personenbeschreibung, die sowohl auf einen amerikanischen Soldaten im Afghanistaneinsatz, als auch auf einen Terroristen aus dem Nahen Osten hätte zutreffen können, dekonstruierte er Stereotypen, die jeder von uns im Kopf trägt. Er riet dazu, diese natürlich zu hinterfragen und vor allen Dingen daraufhin zu prüfen, ob sie einem selbst eher schaden oder nützen.

Am Ende des Tages kam von den Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Wunsch, das Vorgetragene in konkrete Arbeit zur Landtagswahl, aber auch darüber hinaus umzusetzen. Das Treffen soll im September wiederholt werden und bis dahin wird Artikel 1 das Engagement vor Ort nach Kräften unterstützen.